Ein deutsches Requiem
von Johannes Brahms, op. 45,
"Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms wurde als siebenteiliges Gesamtwerk erstmals am 18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus aufgeführt. Das Werk ist weniger eine "Missa pro defunctis", also eine Messe für Verstorbene nach katholischer Tradition, als vielmehr ein Werk zum Trost der Lebenden.
Warum schrieb Brahms ein Requiem?
„Nun, das ‚Deutsche Requiem‘ von Brahms entsteht in einer Zeit der religiösen Skepsis. Das heißt, in einer Ära, in der sehr viele Menschen von dem ganz strengen, vorgegebenen Glauben der Kirche sich emanzipierten. Und auch Brahms, der zwar an ein überirdisches Weltprinzip glaubt, ist von dieser Skepsis nicht frei geblieben, er teilt diese Skepsis mit anderen Menschen.“
Das sagt Malte Korff. Er ist Musikwissenschaftler und hat gerade eine Brahms-Biografie geschrieben.
Ein Atheist ist Brahms sicher nicht gewesen, aber ein religiöser Freigeist, der täglich in der Bibel gelesen hat. Mit einer Vorliebe fürs Alte Testament. Christus, der Erlöser, kommt in Brahms Requiem nicht vor. Das Stück ist überhaupt kein gewöhnliches Requiem, denn es ist ursprünglich nicht für eine Totenfeier gedacht.
Malte Korff: „Das ist ein Werk, das für die Lebenden bestimmt ist. Ein Werk, in dem es um die ganz aktuelle Frage, die Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeitshoffnung geht.
Brahms wählt zu diesem Zweck die Bibeltexte selbst aus. Nach der Grundidee, dass zuletzt zwar der Tod steht, doch die geduldig getragene Erdenlast, die Mühsal schließlich zu Gott führt. Und das Ergebnis ist ein sehr überzeugender, den Menschen tröstender Text. Und eine wunderbare Musik, aktuell bis heute.“
Die Idee zu diesem Requiem hat Brahms über mehr als ein Jahrzehnt beschäftigt. 1856 stirbt sein verehrter Freund und Förderer Robert Schumann. Wenig später beginnt Brahms mit der Auswahl biblischer Texte für eine große Trauer-Kantate.
Doch die entscheidende kompositorische Arbeit vollbringt er erst zehn Jahre später. Da ist der Tod ein weiteres Mal jäh in sein Leben eingebrochen. Im Februar 1865 stirbt Johanna Henrike Christiane Brahms, die Mutter des Komponisten.
Malte Korff: „Brahms ist tief erschüttert über ihren Tod, und er sieht erst jetzt, wie viel an Liebe, an Selbstaufopferung mit dieser Frau verloren geht. Und dann hat das Ganze natürlich auch noch eine tragische Seite. Die Mutter ist ja siebzehn Jahre älter als der Vater Brahms, und es ist leider bekannt, dass der damals noch sehr vitale Mittfünfziger, also der Vater, die immer gebrechlicher werdende Frau nicht gut behandelt.
Dass er mürrisch zu ihr ist, dass er streitet, dass er ihr kein Wirtschaftsgeld gibt. Und dann ganz zuletzt, also kurz vor ihrem Tod, dass es dann noch zur Trennung der Eltern kommt.“
Sicher sind es jene seelischen Erschütterungen, veranlasst durch das tragische Geschehen im Freundes- und Familienkreis, die Brahms zur Komposition seines großen Requiems veranlasst haben. Aber da ist auch der Ehrgeiz eines Künstlers, der sich in der Welt der Musik nun endlich einen Namen machen will.
Malte Korff: „Man muss wissen, dass Brahms, der Mitte dreißig ist, bis jetzt überwiegend kleinere Werke, Klaviermusik, Kammermusik, Lieder komponiert hat. Wenn man einmal von dem ersten Klavierkonzert absieht, das sich damals noch nicht durchgesetzt hatte. Brahms weiß, dass er der Musikwelt nun endlich das große Werk präsentieren muss. Dass eben auch den künstlerischen Durchbruch richtig bringen soll.“
Brahms ist gewillt, seinen großen Konkurrenten Franz Liszt und Richard Wagner ein ebenbürtiges Werk zu präsentieren. Die beiden hatten ihm bis dato nicht viel zugetraut.
Am Karfreitag des Jahres 1868 erlebt Brahms’ Requiem – damals noch aus sechs Sätzen bestehend – seine Uraufführung im Dom zu Bremen. Das Publikum ist begeistert. Die Kritiker sind es auch. So schreibt Eduard Hanslik aus Wien:
„Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms‘ deutsches Requiem zu stellen vermag!“
Malte Korff: „Das ist überall gut besprochen worden. Und es ist im nachhinein gleich von anderen großen Städten aufgeführt worden, auch mit großem Erfolg. Unter anderem auch in Leipzig, ist ja die Hochburg der Musik damals in Deutschland. Ist dort auch sehr gut aufgenommen worden, und ist dann auch in Wien aufgeführt worden, sodass es auch ein bisschen internationale Bedeutung kriegte. Das Requiem hat für ihn das Tor zum Ruhm aufgestoßen.“
Von Susanne Mack · 17.05.2008
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02.11.2024, Samstag |
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